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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 1.619 mal aufgerufen
 Wissenswertes über Langeoog
Trödel
...zieht ins Bliev hier


Beiträge: 73.155

20.02.2007 13:13
Sie gaben Ihr L E B E N für A N D E R E - bitte nicht drauf antworten Thread geschlossen
Kein Rettungsmann, der ausläuft, um unbekannte Schiffbrüchige aus Seenot zu ret-
ten, weiß, was ihm die nächsten Stunden an unvorhersehbaren Gefahren und Bedro-
hungen bringen werden. Am 05.März 1995 wurde der 93 jährige Johann Kuper anläss-
lich des 43sten Jahrestages der legendären Rettungsfahrt am 5/6. März 1942 (im
Packeis vor Langeoog) von einem Gast gefragt, wann er denn die meißte Angst gehabt
hätte? Seine Antwort:``Angst, da hatten wir keine Zeit für``!

Das zeigt auch das schwere Ünglück am 23. Februar 1967 (vor genau 40 Jahren) als die
gesamte Besatzung des Seenotrettungskreuzers >>Adolph Bermpohl<< den Urgewalten der
See zum Opfer fiel - mit ihr drei holländische Fischer, die kurz vorher gerettet
worden waren. An diesem Tag entwickelte sich ein schwerer Nordweststurm zum vollen
Orkan. In der Nordsee gingen mehrere Schiffe unter und 80 Seeleute fanden den Tod.
Die Windgeschwindigkeiten betrugen bis ca 150 Stundenkilometer.

Um 14.40 Uhr meldete die Seenotwache Cuxhaven, dass der Fischkutter >>J.C. Wrieden<<
mit schweren Seeschäden 45 Seemeilen westnordwestlich von Helgoland dringend Hilfe
benötige. Der einsatzbereit liegende Seenot Rettungskreuzer >>Adolph Bermpohl<< trat
sofort mit dem Havaristen in Funkverbindung und lief aus. Zu dieser Zeit herrschte
Westwind in Stärke 11 mit schweren Orkanböen und es lief eine westliche Sturmsee mit
Wellenhöhen von ca. 7 Metern. Um 16.14 Uhr, die <<Adolph Bermpohl<< kämpfte seit ein-
einhalb Stunden gegen die schwere See, meldete Norddeich Radio den >>May-day<< Ruf
(Notanruf im Sprechfunkverkehr) des holländischen Fischkutters >>Burgemeester van Kam-
pen<< , der 8 Meilen nördlich von Helgoland mit Wassereinbruch im Schiff dringend Hil-
fe anforderte. Da zu der >>J.C. Wrieden<< auch andere Schiffe unterwegs waren, nahm die
>>Adolph Bermpohl<< gegen 16.20 Uhr Kurs auf den Holländer. Um 17.13 Uhr erreichte die
>>Adolph Bermpohl<< den Havaristen.

Der Funksprechverkehr, der zwischen dem Seenot-Rettungskreuzer, der Küstenstelle Nord-
deich Radio und dem holländischen Fischkutter geführt wurde, während beide Schiffe sich
draußen in der aufgewühlten See mit ihren haushohen Wellen manövrierten, wurde auf Ton-
band aufgezeichnet und hat, vom Zeitpunkt des Eintreffens des Rettungskreuzers beim Ha-
varisten an, folgenden Wortlaut.

(17.30 Uhr) Bermpohl:Ja, Norddeich, wir sind jetzt bei dem Kutter, ich habe
ihn gerufen, aber er antwortet nicht - nun wissen wir nicht, ob die Leute von Bord wol-
len oder ob wir versuchen sollen, ihn zu schleppen - nicht? Weiß nicht, ob wir zu dicht
dran sind, dass er uns deshalb nich hört - oder wir ihn nicht hören. - Können Sie mal
mit ihm sprechen? Vielleicht hört er Sie besser.

Norddeich:Er hat Sie bereits gesehen, er sagte mir zum Schluß, er hat Sie be-
reits gesehen - Sie sind ganz nahe - aber ich werde ihn mal fragen - Hallo - Bürgermeis-
ter van Kampen - hören Sie mich?

Kampen:Wir verstehen Sie.

Norddeich:Bitte wiederholen Sie.

Kampen:Wir verstehen Sie.

Norddeich:Ja, das ist das Rettungsboot - das ist das lifeboat - wollen Sie von
Bord oder soll das Boot schleppen - schleppen - towed or would you left the ship?

Kampen:Das weiß ich niet, das weiß ich noch niet - wir können auch... (Störun-
gen)...niet mehr ver...(Störung)...aber...(Störung)...nach Helgoland?
Trödel
...zieht ins Bliev hier


Beiträge: 73.155

22.02.2007 13:13
#2 RE: Sie gaben Ihr L E B E N für A N D E R E Thread geschlossen
Norddeich:Bitte wiederholen Sie, wollen Sie von Bord geholt werden oder wollen
Sie nach Helgoland geschleppt werden - do you want to tow to Helgoland?

Kampen:Bermpohl schleppen... wir haben... voll Wasser und der muß raus

Norddeich:Bitte wiederholen Sie.

Kampen:...(unverständlich)...

Norddeich:Ja, Bermpohl, also ich kann den guten Mann nicht verstehen - haben Sie
was verstanden?

Bermpohl:Nein, Norddeich Radio, ich hab' da nichts verstanden.

Kampen:Dat ist möglich, dat de Rettungsboot Bermpohl - dat he vorausdampft - habt
U das verstanden?

Norddeich:Verstanden - Achtung Bermpohl - ich glaube, er will, dass Sie vorausdam-
pfen - er will hinterherkommen.

Bermpohl:Ja, das haben wir gut verstanden, hinterherdampfen... (Störung)... ja, wir
sollen ihn nach Helgoland reinbringen. Ja, das ist in Ordnung - wie ist das mit dem anderen
Kutter, mit >>J.C.Wrieden<< ist da was unterwegs?

Norddeich:Bürgermeister van Kampen - einen Moment bitte - ja Bermpohl - da haben eben
beide gesprochen - der Kutter und Sie - aber ich habe ungefähr beide verstanden - also Sie würden
ihm jetzt vorausdampfen - ich sage ihm Bescheid, dass er Ihnen folgen soll - ja? Wenn Schwierig-
keiten sind, dann höre ich ja hier mit. >>Bürgermeister van Kampen<< - >>Adolph Bermpohl<< hat
verstanden - er dampft Ihnen voraus - er fährt vor Ihnen nach Helgoland - Bermpohl - nochmal Frage
ob verstanden?

Kampen:Ich dampfe hinterher...(Störung)...ich dampfe genau - haben Sie gut verstanden.

Norddeich:Jawohl, gut verstanden - er dampft hinterher.

Bermpohl:Ja, in Ordnung...ja, und wenn was ist, dann rufen Sie uns - falls die von Bord
wollen, ja?

Norddeich:Ja, ich verstehe - hier läuft gerade noch ein anderer Fall an - ja, also, wenn
was ist, ich höre ja mit - schönen Dank - also dann viel Erfog.

KampenHallo, Norddeich, hören Sie mich?

Norddeich:Ich höre - bitte!

Kampen:...umdrehen können wir nicht - dat lifeboat...

Norddeich:Adolph Bermpohl - bitte mal kommen.


Trödel
...zieht ins Bliev hier


Beiträge: 73.155

23.02.2007 02:20
#3 RE: Sie gaben Ihr L E B E N für A N D E R E Thread geschlossen
Kampen:...(Störung)... die Lotsenboot - ...umdrehen können wir nicht... Wind...

Norddeich:Ich habe verstanden - Sie können nicht drehen - einen Moment - ich
werde Bermpohl rufen. Bermpohl von Norddeich Eadio - Bermpohl von Norddeich -
Bermpohl von Norddeich bitte melden - Bermpohl bitte melden - Bermpohl bitte melden.

Bermpohl:Norddeich - hier Bermpohl - bitte kommen.

Norddeich:Er sagt mir eben er kann nicht wenden, er kann nicht drehen - es geht
nicht.

Bermpohl:Jawohl, sowas ähnliches hab ich mir wohl gedacht, er ist nicht hinter uns
hergekommen - wir fahren jetzt wieder ran an den Kutter.

Norddeich:Was schlagen Sie vor?

Bermpohl:Ja - wir können ihn ja auch nicht in Schlepp nehmen, wenn er nicht drehen
kann - er kann nicht drehen - ja - dann können wir Ihn auch nicht in Schlepp nehmen.

Norddeich:Ja - verstanden, dann gibts also nur. die Leute runter zu nehmen, - Dann
ist also die einzige Möglichkeit, die Leute da runter zu holen.

Bermpohl:Das Letzte hab' ich nicht verstanden - nochmal.

Norddeich:Die einzige Möglichkeit ist dann, die Leute runter zu holen, wenn sie wollen -
Ja.

Bermpohl:Ja - wenn sie wollen, dann nehmen wir sie mit - und wenn sie nicht wollen? Dann
sollen wir nicht (oder dicht) bei liegen bleiben? - Erst mal sehen, wollen erst mal ranfahren.

Norddeich:Ja, verstanden - ich sage ihm Bescheid - Bürgermeister. van Kampen: Bermpohl hat
verstanden - er kann Sie aber auch nicht in Schlepp nehmen - er wird erstmal zu Ihnen ranfahren - er
kommt jetzt auf Sie zu, um die Situation zu klären - over ob verstanden.

Kampen:... (Störung)... over.

Norddeich:Ja verstanden - Bermpohl... ich muß mich erstmal um einen anderen Fall kümmern -
das geht erst einmal so, ja?

Bermpohl:Es geht so - wir sind gleich ran - wir sind auf 200 Meter ran - Tschüss dann. -

Norddeich:Ja, Tschüss - ja. Wenn's kritisch, ruft man ruhig dazwischen - aber nur wenn's
kritisch wird.

Bermpohl:Bürgermeister van Kampen - wollen Sie das Schiff verlassen? Do you want to leave
ship - or what.. to do? please come.

Kampen:Wir wollen das Schiff verlassen.

Bermpohl:Haben wir verstanden - Sie wollen das Schiff verlassen - ist das richtig so? over.

Kampen:Ja - wir wollen das Schiff verlassen - wir wollen das Schiff verlassen - over.

Bis Morgen.
Trödel
...zieht ins Bliev hier


Beiträge: 73.155

24.02.2007 11:11
#4 RE: Sie gaben Ihr L E B E N für A N D E R E Thread geschlossen
Bermpohl:Ja, ist in Ordnung - wir werden eine Leine rübergeben - wir werden
achtern ran kommen und - ich melde mich gleich wieder - wir besprechen eben die Lage -
wir besprechen eben die Lage - und dann melde ich mich wieder - hören Sie?

Kampen:Ja - das ist git gehört - Sie melden sich wieder.

Bermpohl:Ja - wir melden uns gleich wieder.

Bermpohl:Bürgermeister van Kampen - hören Sie mich?

Kampen:Gut verstanden - over.

Bermpohl:Ja - wir setzen unser Tochterboot aus - wir setzen unser kleines Boot
aus und kommen damit achtern ran - nicht? - binden Sie bitte Schwimmwesten um und dann
nehmen wir Sie von Bord mit unserem Tochterboot - mit unserem kleinen Boot vom Achterdeck
kommen wir an Sie heran - achtern - haben Sie verstanden?

Kampen:Ja, dat hab ich gut verstanden - Sie kommen mit de kleinen Boot - holen
uns ab -... mit de kleene Boot holt Sie uns ab - hab ich dat gut verstanden?

17.38 Uhr Bermpohl:Ja - haben Sie richtig verstanden - seien Sie vorsichtig und
nehmen Sie Schwimmwesten um - binden Sie Schwimmwesten um.


Danach haben die Männer der >>Adolph Bermpohl<< offensichtlich das Rettungsmanöver eingeleitet.
Sie meldeten sich erst 40 Minuten später wieder und gaben um 18.19 Uhr, nach gewöhnlichem Anruf
Kanal 16, (Notrufkanal auf See) an Helgoland Radio auf Kanal 27 eine Meldung durch, die besagt,
dass 3 Mann des Fischkutters >>Bürgermeester van Kampen<< 5 Seemeilen NNO (Nordnordost) Helgo-
land geborgen wurden, die Besatzung sei vollzählig, >>Adolph Bermpohl<< laufe getrennt vom Toch-
terboot langsam vor dem Tochterboot her zurück nach Helgoland. Das Tochterboot könne wegen der
groben See nicht aufgenommen werden. Auf die Frage, ob der Seenotfall >>Burgemeester van Kampen<<
aufgehoben werden könne, folgte eine Befragung des Kutterkapitäns durch den Schiffsführer des
Seenot-Rettungskreuzers >>Adolph Bermpohl<< auf einem Schiff-Schiff-Kanal (die Besatzung des
des Fischkutters befand sich auf dem Tochterboot). Danach wurde die Frage mit >>ja<< beantwortet
unter dem Hinweis, dass der Fischkutter >>Burgemeester van Kampen<< afgegeben wurde.

Die war der letzte Funkspruch, der von >>Adolph Bermpohl<< gehört wurde.
Der Rettungskreuzer >>Adolph Bermpohl<< wurde, zwar von der schweren See beschädigt, in seiner
Schwimmfähigkeit aber unbeeinträchtigt, am 24. Februar morgens herrenlos in der Nordsee treibend
gefunden. 24 Stunden Stunden später konnte auch das Tochterboot geborgen werden. Die Suche nach
den Männern blieb erfolglos.

Monate später erst gab die See drei Männer zurück, den vierten hat sie behalten.

Ihre Namen: PAUL DENKER, HANS - JÜRGEN KRATSCHKE, OTTO SCHÜLKE und GÜNTER KUCHENBECKER tragen
Heute neue Seenot - Rettungsboote der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.

Das ist Heute genau 40 Jahre her.


http://www.dgzrs.de
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