#616 RE: Aus der Arbeit der SEENOTRETTER - bitte nicht drauf antworten
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15.09.2017 „Rendezvous“ über See: Aus Übung wird Ernstfall
Seenotretter und Marineflieger im gemeinsamen Einsatz auf der Ostsee
Ein deutscher Lkw-Fahrer an Bord einer Schwedenfähre verdankt der reibungslosen Zusammenarbeit zwischen Seenotrettern und Marinefliegern schnelle medizinische Hilfe. Aus einer gemeinsamen Übung des Seenotrettungskreuzers BERLIN der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) und eines Such- und Rettungshubschraubers der Deutschen Marine in der Ostsee wurde gestern Abend, 14. September 2017, plötzlich Ernst.
Gegen 20.20 Uhr hatten sich der „Sea King“-Hubschrauber der Marine und die in Laboe stationierte BERLIN der Seenotretter in der Strander Bucht an der Kieler Förde zum „Rendezvous“ getroffen. Die beiden Crews hatten gemeinsame Windenmanöver bei Dunkelheit zur Übung geplant.
Gerade als der Hubschrauber eingetroffen war, meldete sich die SEENOTLEITUNG BREMEN (MRCC = Maritime Rescue Co-ordination Centre) der DGzRS über Funk: Auf der Schwedenfähre „Tom Sawyer“, unterwegs von Travemünde nach Trelleborg, hatte sich etwa 18 Seemeilen nordöstlich von Travemünde ein medizinischer Notfall ereignet. Ein deutscher Lkw-Fahrer klagte über starke Schmerzen in der Brust.
SEENOTLEITUNG und Besatzung der BERLIN schlugen etwas vor, das angesichts der Entfernung zum Einsatzort auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, jedoch schnellstmögliche Hilfe versprach: Die BERLIN alarmierte ihren freiwilligen Seenotarzt Dr. Stephan Rusitska, lief kurzerhand zurück nach Laboe und nahm ihn an Bord. Der Hubschrauber wartete unterdessen über der Förde.
Aus der Übung wurde nun Ernst: Die Marineflieger winschten den Mediziner auf und flogen ihn zur „Tom Sawyer“. Kaum eine halbe Stunde später schwebte der Hubschrauber bereits über der Ostseefähre und setzte ihn mit der Seilwinde an Deck ab. An Bord versorgte der Dr. Rusitska den Lkw-Fahrer. Der Hubschrauber winschte beide auf und flog den Patienten ins Universitätsklinikum nach Lübeck.
Das „Rendezvous“ zwischen Seenotrettern und Marinefliegern vor Laboe fand zu später Stunde seine Fortsetzung: Die BERLIN lief am späten Abend noch einmal aus und traf sich erneut zu einem Windenmanöver mit dem Hubschrauber, der den freiwilligen Seenotarzt der DGzRS kurz vor Mitternacht „nach Hause“ flog.
#617 RE: Aus der Arbeit der SEENOTRETTER - bitte nicht drauf antworten
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03.10.2017 Jolle gekentert – zwei Seglerinnen gerettet
Freiwillige Travemünder Seenotretter in der Pötenitzer Wiek im Einsatz
Zwei Seglerinnen verdanken ihre Rettung am Montagabend, 2. Oktober 2017, rechtzeitig vor völliger Dunkelheit den Seenotrettern aus Travemünde. Die Freiwilligen-Besatzung des Seenotrettungsbootes HANS INGWERSEN der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) nahm die jungen Frauen an Bord, nachdem die Jolle der beiden in der Pötenitzer Wiek gekentert war.
Um kurz vor 19 Uhr alarmierten die etwa 20 bis 25 Jahre alten Frauen telefonisch die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS. Nahezu in der Mitte der Pötenitzer Wiek, in Höhe er Seemannsschule auf dem Priwall, war ihre etwa fünf Meter lange Jolle gekentert. Die beiden Seglerinnen hatten sich auf den Rumpf des kieloben treibenden Bootes geflüchtet und per Handy die Seenotretter gerufen.
Ihre Position konnten die beiden relativ exakt angeben. Ihre Jolle trieb in der Nähe einer der vier Reedetonnen mitten in der Wiek. An Bord des Seenotrettungsbootes HANS INGWERSEN/Station Travemünde legte Bootsführer Patrick Morgenroth bereits wenige Minuten nach der Alarmierung „den Hebel auf den Tisch“. „Wir haben alles daran gesetzt, die beiden zu finden, bevor es völlig dunkel war“, berichtet er.
Bei der Einfahrt in die Pötenitzer Wiek schalteten die Seenotretter die volle Decksbeleuchtung der HANS INGWERSEN ein. Bereits wenig später erfasste der starke Suchscheinwerfer die beiden jungen Frauen auf dem Rumpf der gekenterten Jolle.
Nun ging alles ganz schnell: Kräftige Hände packten beherzt zu und übernahmen die Seglerinnen auf das Seenotrettungsboot. Im beheizten Innenraum übernahm der freiwillige Seenotretter Rettungsassistent Christian Grobecker die Erstversorgung der Geretteten. Die Frauen waren zwar vorbildlich mit Ölzeug und Rettungswesten bekleidet, dennoch war die Körpertemperatur einer der beiden Seglerinnen bereits auf beinahe 34 Grad Celsius abgesunken.
Die Seenotretter erbaten umgehend einen Rettungswagen zum Skandinavienkai. Am Anleger 8a übergaben sie die Geretteten zur weiteren Versorgung in die Obhut des Landrettungsdienstes. Die gekenterte Jolle vertäuten sie an einer der Reedetonnen, um eine Gefahr für die Schifffahrt auszuschließen. Die Verkehrszentrale Travemünde wurde entsprechend informiert.
#618 RE: Aus der Arbeit der SEENOTRETTER - bitte nicht drauf antworten
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14.10.2017 Polnische Segelyacht vor Baltrum in Seenot
Dreiköpfige Besatzung gerettet – Seenotretter und Behördenschiffe im Einsatz
Nördlich der Nordseeinsel Baltrum ist am Freitagabend, 13. Oktober 2017, eine polnische Segelyacht mit drei Männern an Bord in Seenot geraten. Rettungseinheiten der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) und Behördenschiffe waren gemeinsam im Einsatz. Ein Marinehubschrauber flog die Geretteten zum Festland.
Gegen 18.45 Uhr empfing die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS, das zuständige Maritime Rescue Co-ordination Centre (MRCC), über UKW-Seefunk einen halbautomatisch übermittelten Notruf der Yacht. Auf einen Anruf über Sprechfunk durch die Seenotretter reagierte die Besatzung des 18 Meter langen Bootes mit Heimathafen Danzig zunächst nicht. Wenig später meldete sie sich aus einer Rettungsinsel. Sie hatte ihr Boot verlassen. Die Yacht drohte zu sinken.
Umgehend liefen der Seenotrettungskreuzer BERNHARD GRUBEN/Station Norderney und das Seenotrettungsboot SECRETARIUS/Station Langeoog aus. Die Seenotretter alarmierten außerdem einen Such- und Rettungshubschrauber der Deutschen Marine. Sie baten den Notschlepper „Nordic“, ebenfalls Kurs auf den Unglücksort zu nehmen. Er befand sich der angegebenen Position gut zwei Seemeilen nördlich von Baltrum am nächsten.
Die „Nordic“ traf gegen 19.10 Uhr bei der treibenden Rettungsinsel ein und nahm die drei Segler an Bord. Wenig später waren die BERNHARD GRUBEN und die SECRETARIUS am Unglücksort. Die Segelyacht trieb zu diesem Zeitpunkt mit Beschädigungen am Rupf auf der Seite nahe der Zehn-Meter-Tiefenlinie vor der Küste. Möglicherweise hielt eine Luftblase im Innern das Boot schwimmend. „Die Positionslaternen brannten noch, sind aber dann verlöscht“, berichtet Peter Henning, Vormann der BERNHARD GRUBEN.
Die Seenotretter entschieden, die Segler aus Sicherheitsgründen zur medizinischen Untersuchung in ein Krankenhaus an Land zu fliegen. Der Marinehubschrauber nahm die Geretteten gegen 19.25 Uhr mit seiner Winde von Bord der „Nordic“ auf und brachte sie nach Wilhelmshaven.
Bereits auf der Anfahrt hatte die Freiwilligen-Besatzung der SECRETARIUS in der Accumer Ee einen treibenden Rettungsring der Yacht gefunden. Um für den Fall des Untergangs die Position des Wracks zu markieren, brachte sie einen großen Fender, einen Auftriebskörper, mit einer langen Leine am Havaristen an. „Die Yacht trieb auf der Seite und ragte noch etwa einen halben Meter aus der See heraus“, berichtet Ralph Rüffert, Bootsführer der SECRETARIUS.
Die Segelyacht vertrieb über Nacht bis etwa zur Fünf-Meter-Tiefenlinie. Das Mehrzweckschiff „Mellum“ der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung ist in der Nähe des Wracks. Zur Unglückszeit herrschten im Revier nördlich der ostfriesischen Inseln südwestliche Winde um drei Beaufort mit einem halben bis einem Meter Seegang bei bedecktem Himmel und einer Wassertemperatur von zwölf Grad Celsius.
#619 RE: Aus der Arbeit der SEENOTRETTER - bitte nicht drauf antworten
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19.10.2017 Schiff mit Schlagseite
Kaum in seinem Element hat SK 38 schon seinen ersten Test absolvieren müssen – den Krängungstest. Dabei ermittelten die Schiffbauer den Höhenschwerpunkt des Seenotrettungskreuzers. Dieser Wert ist für die Berechnung der Stabilität notwendig. Anschließend verholten die Schiffbauer den Neubau an die Ausrüstungspier der Fassmer-Werft. Dort haben sie in den kommenden Wochen mit der Endausrüstung alle Hände voll zu tun. Die öffentliche Taufe des neuen Seenotrettungskreuzers findet am Freitag, 15. Dezember 2017, im Museumshafen von Greifswald statt.
Die nächste 20-Meter-Einheit löst auf Wunsch des Spenders Ende 2017 auf der vorpommerschen Insel Greifswalder Oie die EUGEN ab, die dann nach Norderney verlegt wird. Die bisher dort stationierte BERNHARD GRUBEN soll in Hooksiel die dann 28 Jahre alte VORMANN STEFFENS ablösen.
Der neue Seenotrettungskreuzer SK 38 wird ein Schwesterschiff der bereits im Dienst befindlichen Einheiten EISWETTE/Station Nordstrand (Baujahr 2009), EUGEN/Station Greifswalder Oie (2009), THEODOR STORM/Station Büsum (2011) und PIDDER LÜNG/Station List (2013). Wie alle Schiffe der DGzRS wird er als Selbstaufrichter konstruiert.
#620 RE: Aus der Arbeit der SEENOTRETTER - bitte nicht drauf antworten
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26.10.2017 Letzte Fahrt auf der Nordsee für Norddeicher Seenotrettungsboot CASSEN KNIGGE
Nach 24 Jahren und mehr als 500 Einsätzen läuft die CASSEN KNIGGE der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) am Samstag, 28. Oktober 2017, zum letzten Mal aus dem Hafen von Norddeich aus. In dieser Zeit befreite die Freiwilligen-Besatzung mit dem Seenotrettungsboot über 60 Menschen aus drohender Gefahr oder Seenot. Jetzt wird die CASSEN KNIGGE außer Dienst gestellt und durch die WILMA SIKORSKI ersetzt.
„Die Stunden habe ich nicht gezählt, die ich in den vergangenen 24 Jahren mit der CASSEN KNIGGE auf See war“, sagt Vormann Marcus Baar und schmunzelt. „Auf jeden Fall kenne ich nach so langer Zeit das Boot in- und auswendig und weiß, wie es sich in Extremsituationen auf See verhält.“ Die Rettungseinheit wurde 1993 bei der Fassmer-Werft in Berne an der Unterweser gebaut und hatte seinen Liegeplatz im Westhafen.
Benannt ist die CASSEN KNIGGE nach einem Seenotretter der DGzRS, der während eines Einsatzes tödlich verunglückte. Der tragische Unfall ereignete sich am 26. Februar 1990 bei schwerem Orkan im Vorhafen von Norddeich auf dem Seenotrettungskreuzer OTTO SCHÜLKE. Cassen Knigge wurde vom plötzlich ausschlagenden Schlepphaken tödlich am Kopf verletzt, als eine schwere Orkanböe den auf Norderney stationierten Seenotrettungskreuzer seitlich traf.
Mit seiner Außerdienststellung endet die Rettungsgeschichte der 8,5 Meter langen CASSEN KNIGGE allerdings nicht: Die DGzRS überlässt das Boot ihrer Schwesterorganisation Asociación Honoraria de Salvamentos Maritimos y Fluviales (ADES) in Uruguay. Die 1955 gegründete ADES hat bereits die ehemalige RUHR-STAHL (1985) sowie die Seenotrettungsboote HÖRNUM (2006), ARTHUR MENGE (2006) und BOTTSAND (2015) von der DGzRS übernommen.
Einen Spant länger
Für Vormann Marcus Baar und seine 16 Kollegen heißt es jetzt, sich bei Kontroll- und Übungsfahrten mit dem Nachfolger vertraut zu machen. „Das geht bestimmt sehr schnell“, ist Marcus Baar sich sicher. Ab Anfang November werden die freiwilligen Seenotretter mit der WILMA SIKORSKI das stark von Gezeiten geprägte Revier zwischen dem ostfriesischen Festland und den vorgelagerten Inseln Juist, Norderney und Baltrum absichern.
Das neu auf die Station kommende Seenotrettungsboot ist rund einen Meter länger und fast 50 Zentimeter breiter als die CASSEN KNIGGE sowie mit 320 statt 220 PS deutlich leistungsstärker. Es ist das Typschiff der 9,5-/10,1-Meter-Klasse, wurde 1999 in Dienst gestellt und trägt den Namen einer Förderin der DGzRS. Vorher war die Einheit auf Wangerooge stationiert.
Die dortigen freiwilligen Seenotretter um Vormann Roger Riehl werden in Kürze mit dem derzeit noch ungetauften Seenotrettungsboot SRB 68 in den Einsatz fahren. „Das Boot ist einen Spant länger“, sagt Vormann Roger Riehl. „Da wir relativ häufig Krankentransporte von der Insel übernehmen, erleichtert uns das den Transport der Patienten ganz erheblich.“ Und genauso wie die Kollegen aus Norddeich freuen sich die Wangerooger Seenotretter schon auf ihr neues Boot.
Nach 24 Jahren verlässt das Seenotrettungsboot CASSEN KNIGGE die Freiwilligen-Station Norddeich der DGzRS für immer – es wird außer Dienst gestellt. Archiv-Foto: DGzRS – Die Seenotretter
Nachfolger der CASSEN KNIGGE: das bisher auf Wangerooge stationierte Seenotrettungsboot WILMA SIKORSKI Archiv-Foto: Peter Neumann
#621 RE: Aus der Arbeit der SEENOTRETTER - bitte nicht drauf antworten
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03.11.2017 Seenotretter übernehmen schwer erkrankten Mann von „Queen Mary 2“
Für einen 77-Jährigen ist am späten Donnerstagabend, 2. November 2017, seine Schiffsreise auf der „Queen Mary 2“ abrupt zu Ende gegangen: Die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) übernahmen den schwer erkrankten Mann westlich von Helgoland mit dem Seenotrettungskreuzer HERMANN MARWEDE. Ein Hubschrauber flog ihn anschließend in ein Krankenhaus auf dem Festland.
Der Notruf erreichte die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS gegen 20.45 Uhr: Ein Passagier der „Queen Mary 2“ war plötzlich schwer erkrankt und musste umgehend an Land gebracht werden. Aufgrund des Krankheitsbildes kam nach Einschätzung des Bordarztes ein Transport mit einem Hubschrauber nicht in Frage. Da sich das Kreuzfahrtschiff zu diesem Zeitpunkt etwa 15 Seemeilen (rund 28 Kilometer) westlich von Helgoland befand, alarmierten die Wachleiter der DGzRS den auf der Nordseeinsel stationierten Seenotrettungskreuzer HERMANN MARWEDE.
Mit einem Notarzt an Bord liefen die Seenotretter bereits nach kurzer Zeit aus und nahmen Kurs auf die „Queen Mary 2“. Als sie vor Ort eintrafen, reduzierte das 345 Meter lange Kreuzfahrtschiff seine Geschwindigkeit, und der 46 Meter lange Seenotrettungskreuzer ging längsseits. Die Übergabe des Patienten verlief trotz eineinhalb bis zwei Meter See und umlaufendem Wind der Stärke 3 (bis zu 19 km/h) reibungslos.
Inzwischen stabilisierte sich der körperliche Zustand des 77-jährigen Mannes aus Schleswig-Holstein, sodass er flugfähig war. Der alarmierte Hubschrauber von „Northern HeliCopter“ (NHC) nahm den auf einer Trage liegenden Patienten und den Notarzt per Seilwinde vom Hubschrauberarbeitsdeck der HERMANN MARWEDE auf. Anschließend flog die Hubschrauberbesatzung den 77-Jährigen in ein Krankenhaus auf dem schleswig-holsteinischen Festland.
Das Kreuzfahrtschiff „Queen Mary 2“ setzte seine Fahrt Richtung Hamburg fort.
#622 RE: Aus der Arbeit der SEENOTRETTER - bitte nicht drauf antworten
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05.11.2017 Sturz vor Rügens Steilküste: Seenotretter bringen Verletzten auf dem Seeweg in Sicherheit
Eigentlich hat ein Mann aus Stralsund nach seinem Angeltörn am Sonntag, 5. November 2017, seine Heimreise über Land antreten wollen. Doch es kam anders: Nach einem Sturz vor Rügens Steilküste westlich von Kap Arkona mussten ihn die freiwilligen Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mit dem Seenotrettungsboot KURT HOFFMANN/Station Glowe über den Seeweg in Sicherheit bringen.
Der etwa 50-jährige Mann war gegen Mittag am steinigen Ufer in Höhe von Schwarbe auf dem glitschigen und unebenen Untergrund ausgerutscht und gestürzt. Dabei hatte er sich schwer verletzt. Der alarmierte Landrettungsdienst versorgte den Mann zunächst medizinisch.
Da ein Abtransport über Land durch unwegsames Gelände sehr zeitaufwendig und belastend für den Verletzten gewesen wäre, bat der Landrettungsdienst die Seenotretter um Unterstützung. Ein Rettungshubschrauber konnte wegen des diesigen und regnerischen Wetters mit nur geringen Sichtweiten nicht eingesetzt werden.
Der Seenotrettungskreuzer HARRO KOEBKE aus Sassnitz und das Seenotrettungsboot KURT HOFFMANN aus Glowe liefen sofort aus. Während vor Ort der Landrettungsdienst den Verletzten weiter stabilisierte, setzte die HARRO KOEBKE Tochterboot und Schlauchboot aus. Die letzten Meter zum Ufer über den flachen und steinigen Meeresgrund mussten die Seenotretter paddelnd mit dem Schlauchboot zurücklegen.
Der Patient wurde an Land für den Transport entsprechend geschützt auf einer Trage gelagert. Die Seenotretter brachten ihn mit dem Schlauchboot auf umgekehrtem Seeweg zum Seenotrettungsboot KURT HOFFMANN, weil die Freiwilligen-Besatzung lediglich eine halbe Stunde bis zum nächsten Hafen in Glowe benötigte. Bei ruhiger See verlief die Rettungsaktion reibungslos.
Gegen 15.30 Uhr übergaben die freiwilligen Seenotretter den Patienten in Glowe wieder an den Landrettungsdienst, der ihn mit einem Rettungstransportwagen in ein nahe gelegenes Krankenhaus brachte.
Mit einem Schlauchboot bringen die Seenotretter den Verletzten zum Seenotrettungsboot KURT HOFFMANN, mit dem ihn die Freiwilligen-Besatzung anschließend nach Glowe bringt. Foto: DGzRS – Die Seenotretter
#623 RE: Aus der Arbeit der SEENOTRETTER - bitte nicht drauf antworten
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15.11.2017 Maschinenraumbrand auf Windparkschiff nordwestlich von Helgoland
Auf einem Windparkschiff ist am Mittwochmorgen, 15. November 2017, nordwestlich der Insel Helgoland ein Brand im Maschinenraum ausgebrochen. Er ist inzwischen unter Kontrolle. Der Seenotrettungskreuzer HERMANN MARWEDE der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) übernahm acht Windparktechniker von Bord des Crew Transfer Vessels (CTV). Die Seenotretter schleppen den Havaristen derzeit nach Helgoland.
Gegen 8.20 Uhr erreichte die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS über Seefunk ein automatischer Seenotruf der „World Calima“. Die auf Helgoland stationierte HERMANN MARWEDE lief sofort aus und nahm Kurs auf den Havaristen. Die Besatzung des Seenotrettungskreuzers hatte den Notruf ebenfalls mitgehört.
Die unter dänischer Flagge fahrende „World Calima“ befand sich zu dieser Zeit etwa 18 Seemeilen (ca. 33 Kilometer) nordwestlich der Insel Helgoland im Windpark „Nordsee Ost“. An Bord des gut 31 Meter langen Schiffes befanden sich acht Windparktechniker und fünf Besatzungsmitglieder. Alle blieben unverletzt.
Im Maschinenraum des Trimarans hatte die Besatzung starke Rauchentwicklung bemerkt. Sie brachte den Brand mit Bordmitteln unter Kontrolle, indem sie den Maschinenraum verschloss und ihn mit Kohlendioxid flutete. Zur Unglückszeit herrschten im Seegebiet nordwestlich von Helgoland nordwestliche Winde zwischen drei und vier Beaufort (bis 28 km/h Windgeschwindigkeit).
Das in der Nähe fahrende Windparkschiff „Windea Two“ stellte eine erste Leinenverbindung zur „World Calima“ her, um den manövrierunfähigen Havaristen aus dem Windpark zu schleppen und eine Kollision mit Windkraftanlagen zu vermeiden.
Die HERMANN MARWEDE traf gegen 9.40 Uhr vor Ort ein. Etwa 15 Minuten später folgte ein aus vier Schiffen bestehender Nato-Marineverband. Die Seenotretter bestimmten das deutsche Minenjagdboot „Sulzbach-Rosenberg“ zum Einsatzleiter vor Ort (On-Scene Co-ordinator). Das Tochterboot VERENA der HERMANN MARWEDE übernahm die acht Windparktechniker und brachte sie auf den Seenotrettungskreuzer.
Die Besatzung der „World Calima“ blieb an Bord. Die Seenotretter stellten eine stärkere Schleppverbindung her und nahmen den Havaristen auf den Haken. Begleitet von der „Sulzbach-Rosenberg“ ist der Schleppverband derzeit unterwegs nach Helgoland. Dort soll er gegen 15 Uhr eintreffen.
Der Seenotrettungskreuzer ANNELIESE KRAMER/Station Cuxhaven bringt derzeit eine Brandbekämpfungseinheit der Berufsfeuerwehr Cuxhaven nach Helgoland. Die Experten für Schiffsbrandbekämpfung sollen gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Helgoland im Inselhafen die weiteren Maßnahmen übernehmen.
Nachtrag 15. November, 18.30 Uhr: Gegen 16.45 Uhr hat der Schleppverband sicher Helgoland erreicht. Die Experten der Feuerwehr haben kein Feuer mehr feststellen können, sind aber derzeit noch vor Ort.
Mit dem Tochterboot VERENA des Seenotrettungskreuzers HERMANN MARWEDE übernehmen die Seenotretter acht Windparktechniker vom Havaristen „World Calima“.
An Bord der „World Calima“ hatte die Besatzung starke Rauchentwicklung im Maschinenraum festgestellt, als sich das Crew Transfer Vessel in einem Windpark befand.
#624 RE: Aus der Arbeit der SEENOTRETTER - bitte nicht drauf antworten
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11.12.2017 Nachteinsatz für die Seenotretter: Russischer Seemann auf Frachter vor Bremerhaven schwer verletzt
Einen schwer verletzten Seemann haben die Seenotretter der Station Bremerhaven gestern am späten Sonntagabend, den 10. Dezember 2017, von einem belgischen Frachter abgeborgen*. Nach Informationen des Kapitäns war der Russe schwer gestürzt und hatte das Bewusstsein verloren. Bei dem Sturz zog er sich erhebliche Gesichtsverletzungen zu.
Der Seenotrettungskreuzer VORMANN JANTZEN, der zurzeit von der Station Bremerhaven aus im Einsatz ist, nahm Notärztin und Sanitäter an Bord und lief bei dichten Schneeschauern und Temperaturen um den Gefrierpunkt sofort aus. Gegen 22.20 Uhr trafen die Seenotretter bei der „Marschenland“ ein. Der 75 Meter lange Frachter unter belgischer Flagge ankerte zum Zeitpunkt des Unfalls auf Blexen-Reede. Der Verletzte musste umgehend ins Krankenhaus eingeliefert werden. Seenotretter und Sanitäter hievten den Mann gemeinsam auf einer Trage vom Frachter auf den Seenotrettungskreuzer. Die Messe des Seenotrettungskreuzers wurde zum Bordhospital. Notärztin und Sanitäter kümmerten sich um den Mann, der immer wieder das Bewusstsein verlor. Die VORMANN JANTZEN lief unter Höchstgeschwindigkeit zurück nach Bremerhaven. Dort wurde der Verletzte sofort per Rettungswagen ins Krankenhaus eingeliefert.
Der üblicherweise in Bremerhaven stationierte Seenotrettungskreuzer HERMANN RUDOLF MEYER befindet sich derzeit zur turnusgemäßen Generalüberholung auf der Werft Tamsen Maritim in Rostock. Die VORMANN JANTZEN ist ein Seenotrettungskreuzer ohne feste Station, der in solchen Fällen die Vertretung übernimmt. Die Besatzung wird durch reviererfahrene Seenotretter der jeweiligen Station ergänzt.
*abbergen: seemännisch für „in Sicherheit bringen“
#625 RE: Aus der Arbeit der SEENOTRETTER - bitte nicht drauf antworten
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14.12.2017 Seenotretter bei schwerem Wetter im Einsatz für manövrierunfähigen Fischkutter
Einen niederländischen Kutter mit zwei Fischern an Bord haben die Seenotretter der Station List (Sylt) gestern, 13. Dezember 2017, in Sicherheit gebracht. Der Fischkutter hatte bei stürmischem Wetter mit hohem Seegang einen Ruderschaden erlitten. Er wurde vom Seenotrettungskreuzer PIDDER LÜNG der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) nach Havneby (Dänemark) eingeschleppt.
Die Fischer hatten bereits morgens Schwierigkeiten mit der Ruderanlage gemeldet. Sie waren zu diesem Zeitpunkt etwa 13 Seemeilen (ungefähr 23,5 Kilometer) westlich von Sylt beim Fischen. Nachdem sich die Probleme nicht mit Bordmitteln lösen ließen, lief der Seenotrettungskreuzer PIDDER LÜNG kurz nach sieben Uhr von List aus. Im freien Seeraum konnte der Kapitän des Kutters die „Simone“ treiben lassen, bis die Seenotretter eintrafen.
Aufgrund des schweren Wetters mit Sturmböen von neun Beaufort (bis 88 km/h) zog sich die Schleppreise bis ins dänische Havneby über Stunden hin. Zur Sicherheit hatten die Seenotretter 230 Meter Schleppleine ausgebracht. Am Nachmittag gegen 16.30 Uhr erreichten die Seenotretter mit dem Fischkutter im Schlepp sicher den Hafen.
#626 RE: Aus der Arbeit der SEENOTRETTER - bitte nicht drauf antworten
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26.12.2017 Erster Einsatz für die BERTHOLD BEITZ: Seenotretter kommen am 1. Weihnachtstag festgekommenem Folkeboot zu Hilfe
Zehn Tag nach seiner Taufe und Indienststellung auf der Station Greifswalder Oie ist der neue Seenotrettungskreuzer BERTHOLD BEITZ zum ersten Mal im Einsatz gewesen. Am 1. Weihnachtstag, Montag, 25. Dezember 2017, kam die Besatzung der neuesten Rettungseinheit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) einem festgekommenen Folkeboot mit zwei Seglern an Bord zu Hilfe.
Gegen 14 Uhr meldeten sich die beiden Männer am 1. Weihnachtstag bei den Seenotrettern. Sie waren mit ihrem rund acht Meter langen Boot auf einer Untiefe zwischen den Tonnen T4 und T6 in der Einfahrt zum Zicker See auf der Halbinsel Mönchgut im Südosten der Insel Rügen festgekommen.
Die BERTHOLD BEITZ machte sich umgehend auf den Weg zum Havaristen. Vor Ort nahm der neue Seenotrettungskreuzer die Segler in Schlepp und brachte das Boot sicher in freies Wasser jenseits des Thiessower Hakens. Von dort aus segelten die beiden Männer aus der Nähe von Flensburg ihr Folkeboot aus eigener Kraft weiter bis nach Sassnitz. „Unser neues Schiff hat sich bei seinem ersten Einsatz hervorragend bewährt“, sagte Vormann Hartmut Trademann.
Die BERTHOLD BEITZ war am 15. Dezember 2017 in Greifswald von der Tochter des langjährigen Kuratoriumsvorsitzenden der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Bettina Poullain, getauft worden. Der neue Seenotrettungskreuzer ist 20 Meter lang, hat nur 1,3 Meter Tiefgang und läuft bis zu 22 Knoten. Mit seinem geringen Tiefgang kann er auch in Revieren eingesetzt werden, in denen größere Seenotrettungskreuzer auf ihr Tochterboot angewiesen wären, was für sein Revier besonders wichtig ist.
Die Seenotretter sind an den Weihnachtstagen wie an jedem anderen Jahr im Jahr auf Wache – rund um die Uhr und bei jedem Wetter. Die DGzRS ist zuständig für den maritimen Such- und Rettungsdienst in unseren Gebieten von Nord- und Ostsee. Rund 1.000 Rettungsmänner und -frauen sind dazu mit rund 60 Rettungseinheiten auf 54 Stationen zwischen Borkum im Westen und der Pommerschen Bucht im Osten jederzeit einsatzbereit. Die gesamte unabhängige und eigenverantwortliche Arbeit der Seenotretter wird ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert, ohne Steuergelder. Seit Gründung der DGzRS 1865 haben ihre Besatzungen mehr als 84.500 Menschen aus Seenot gerettet oder drohenden Gefahren befreit. Schirmherr der Seenotretter ist der Bundespräsident.
#627 RE: Aus der Arbeit der SEENOTRETTER - bitte nicht drauf antworten
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31.12.2017 Fähre „Helgoland“: Kollision im Inselhafen
Beim Anlegemanöver im Südhafen der Insel Helgoland ist am Silvester-Tag, Sonntag, 31. Dezember 2017, die Inselfähre „Helgoland“ mit einer Kaje, einem Steg und zwei Segelyachten zusammengestoßen. Nach ersten Informationen der Seenotretter sind alle 78 Menschen an Bord der „Helgoland“ unverletzt geblieben.
Gegen 12.50 Uhr sollte die „Helgoland“ planmäßig im Südhafen der Insel anlegen, dazu über die Backbordseite drehen und an der Westkaje festmachen. „Die Besatzung hatte die Leinen schon an Land gegeben, aber augenscheinlich gab es Probleme, das Schiff gegen den kräftigen Südostwind an die Kaje zu bringen“, berichtet Jörg Rabe, Vormann des auf Helgoland stationierten Seenotrettungskreuzers HERMANN MARWEDE der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS).
In Windeseile setzten die Seenotretter das Tochterboot VERENA aus, um der „Helgoland“ zu Hilfe zu eilen. Mit dem Südwestwind um sechs Beaufort (bis 49 km/h Windgeschwindigkeit) trieb die 83 Meter lange Fähre durch den Südhafen. Mit der ganzen Kraft ihrer beiden zusammen 560 PS starken Maschinen versuchte die VERENA, die Kollision der „Helgoland“ mit einem von der Nordkaje in den Südhafen ragenden Steg zu verhindern. „Um uns nicht selbst in Gefahr zu bringen, mussten wir diesen Versuch aber schon nach wenigen Augenblicken abbrechen“, berichtet Rabe.
Der Wind trieb die vor zwei Jahren in Dienst gestellte „Helgoland“ zwischen die Ostkaje und diesen Steg, wo das Schiff mit zwei dort vertäuten Segelyachten kollidierte. Schließlich gelang es, die Fähre an der Ostkaje festzumachen.
Die Wasserschutzpolizei hat die Ermittlungen zur Unglückursache aufgenommen. Nach ihren Angaben blieben die 74 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder der „Helgoland“ unverletzt. Das Fährschiff soll aus eigener Kraft zurück nach Cuxhaven laufen.
Cuxhaven. Nahezu zeitgleich waren die Cuxhavener Seenotretter für einen manövrierunfähigen Fischkutter im Einsatz. Die rund 24 Meter lange „Maria“ (Heimathafen Cuxhaven) hatte beim Großen Vogelsand Maschinenschaden erlitten.
Nachdem das in der Nähe fahrende Wasserschutzpolizeiboot „Bürgermeister Brauer“ zunächst stand-by beim Havaristen gemacht hatte, nahm der Seenotrettungskreuzer ANNELIESE KRAMER den Kutter mit zwei Fischern an Bord auf den Haken und brachte ihn sicher nach Cuxhaven.
Tochterboot VERENA des Seenotrettungskreuzers HERMANN MARWEDE im Einsatz für die Fähre „Helgoland“
Der Seenotrettungskreuzer ANNELIESE KRAMER hat den manvörierunfähigen Fischkutter „Maria“ kurz vor der Hafeneinfahrt von Cuxhaven längsseits in Schlepp genommen. Foto: Sören Makel
#628 RE: Aus der Arbeit der SEENOTRETTER - bitte nicht drauf antworten
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15.01.2018 Seenotretter mehr als 2.050 Mal auf Nord- und Ostsee im Einsatz
Auf Nord- und Ostsee sind die Seenotretter im Jahr 2017 mehr als 2.050 Mal im Einsatz gewesen. Die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben dabei rund 500 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahr befreit. Seit der Gründung vor 153 Jahren haben sie insgesamt mehr als 84.500 Menschen auf See schnelle Hilfe gebracht. Mit einem umfangreichen Neubau- und Umstationierungsprogramm bereiten sich die Seenotretter auf die Herausforderungen der Zukunft vor. Im abgelaufenen Jahr wurden sechs neue Rettungseinheiten in Dienst gestellt, fünf weitere folgen in diesem Jahr.
Neuer Seenotretter-„Bootschafter“ im Jahr 2018 ist der Schauspieler Till Demtrøder, ein echtes Nordlicht, das auch im Segelboot auf Nord- und Ostsee zu Hause ist. Einem breiten Publikum ist der „waschechte“ Hamburger unter anderem durch seine langjährige Rolle als Zivilfahnder Henning Schulz in der ARD-Erfolgsserie „Großstadtrevier“ bekannt geworden. Große Beliebtheit errang er zudem als Old Shatterhand in der Inszenierung „Der Schatz im Silbersee“ bei den Karl-May-Spielen Bad Segeberg.
„Ich kenne die Seenotretter seit Kindesbeinen. Ich war immer schon fasziniert von dem Tochterboot, das hinten rausfährt. Das geht jedem kleinen Jungen und auch vielen Männern noch so“, erzählt Demtrøder mit Begeisterung in der Stimme, die vielen Menschen auch aus Hörbüchern und Filmsynchronisationen vertraut ist. Ihn beeindruckt die Organisations- und Finanzierungsform der DGzRS: „Ich war völlig erstaunt, als ich erfahren habe, dass die Seenotretter ohne jegliche staatliche Hilfe auskommen. Das war mir lange überhaupt nicht klar. Es hat meinen Respekt noch mal vergrößert.“
Till Demtrøder folgt als „Bootschafter“ auf TV-Moderatorin Heike Götz. Sie drehte 2017 für die NDR-Sendung „Landpartie“ unter anderem mit den Seenotrettern der Stationen Bremerhaven und Fedderwardersiel. Nicht zuletzt taufte sie am 8. November in Warnemünde die NIMANOA. Das Seenotrettungsboot für die Station Damp ist Teil eines umfangreichen Neubau- und Umstationierungsprogramms, mit dem sich die Seenotretter auf die Herausforderungen der nächsten Jahre vorbereiten.
Aus der Rettungsflotte
Etwa 30 Jahre sind die Rettungseinheiten der DGzRS im harten Einsatz auf Nord- und Ostsee. Rein rechnerisch ergibt sich daraus der Bedarf, jährlich durchschnittlich zwei neue in Dienst zu stellen. Vor mehr als 25 Jahren standen die Seenotretter vor der historischen Aufgabe, nach der Wiedervereinigung die veraltete Technik in Mecklenburg-Vorpommern schnell zu modernisieren. 24 Neubauten der Jahre 1990 bis 1994 müssen spätestens Anfang des kommenden Jahrzehnts ersetzt werden. „Zweckgebundene Erbschaften versetzen uns in die Lage, für einige dieser Boote schon jetzt moderne Nachfolger zu bauen“, erläutert DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.
2017 sind sechs neue Rettungseinheiten in Dienst gestellt worden, zwei Seenotrettungskreuzer und vier Seenotrettungsboote. In der Folge hat die DGzRS einige Einheiten umstationiert sowie ältere außer Dienst gestellt und verkauft. Für 2018 sind fünf Indienststellungen geplant. Weitere Neubauten sind im Bau beziehungsweise in Auftrag gegeben.
Zusammen mit einer finnischen Spezialwerft hat die DGzRS erstmals ein Vollkunststoffboot entwickelt, als eigenständige Einheit für Freiwilligen-Stationen. Wie alle Rettungseinheiten der DGzRS wurde auch dieses 8,9 Meter lange Seenotrettungsboot als Selbstaufrichter konstruiert. 2018 werden die Seenotretter den Prototyp intensiv erproben. Mittelfristig ist denkbar, dass er auf einzelnen Stationen eingesetzt wird, auf denen seine Vorteile zur Geltung kommen.
Sicher auf See
Der beste Einsatz ist der, den die Seenotretter erst gar nicht zu fahren brauchen. Unter dem Präventionsmotto „Sicher auf See“ wendet sich die DGzRS verstärkt an Wassersportler – Segler, Motorbootfahrer, aber auch Trendsportler gleichermaßen. Die neue kostenlose Sicherheits-App „SafeTrx“ der Seenotretter wurde 2017 insgesamt mehr als 10.000 Mal aus dem Apple AppStore und dem Google PlayStore heruntergeladen.
„SafeTrx“ zeichnet über das Mobiltelefon die Route des Wassersportlers auf und ermöglicht der SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS im Notfall den direkten Zugriff auf den aktuellen Standort. Mit Hilfe der App konnten bereits aufwendige Rettungsaktionen vermieden werden. Alle Präventionsinformationen haben die Seenotretter auf ihrer speziellen Internetseite zusammengestellt.
Spendern, Freunden und allen Interessierten bieten die Seenotretter auch 2018 wieder die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von der Einsatzbereitschaft ihrer Besatzungen und der Leistungsfähigkeit ihrer Rettungseinheiten zu machen. Zum 20. Mal findet am letzten Sonntag im Juli, somit am 29. Juli 2018, der „Tag der Seenotretter“ auf vielen Stationen an Nord- und Ostsee statt.
Einsatzzahlen im Detail
Im Jahr 2017 haben die Besatzungen der 59 Seenotrettungskreuzer und -boote in Nord- und Ostsee bei insgesamt 2.056 Einsätzen (2016: 2.019 Einsätze)
58 (56) Menschen aus Seenot gerettet, 432 (621) Menschen aus drohender Gefahr befreit, 467 (368) Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen zum Festland transportiert, 60 (47) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt, 890 (1.003) Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie 537 (501) Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.
In vielen Fällen griffen die Seenotretter frühzeitig ein und begrenzten so Schäden bereits im Vorfeld. Zudem sind sie 2.633 Mal in ihren Revieren zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten auf Kontrollfahrt gegangen. Darüber hinaus war die SEENOTLEITUNG BREMEN (Maritime Rescue Co-ordination Centre, MRCC BREMEN) in 201 Seenotfällen international im Interesse der deutschen Schifffahrt unterstützend oder initiativ tätig.
Einschließlich aller Such- und Rettungsaktionen sowie Kontrollfahrten haben allein die 20 Seenotkreuzer (die 39 Seenotrettungsboote nicht mitgerechnet) im vergangenen Jahr 68.644 Seemeilen (ca. 127.129 Kilometer) in Nord- und Ostsee zurückgelegt. Das entspricht mehr als drei Erdumrundungen.
Seit Gründung der DGzRS am 29. Mai 1865 bis Ende 2017 haben ihre Besatzungen insgesamt 84.527 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahrensituationen auf See befreit. Das entspricht in etwa der gesamten Bevölkerung der Städte Gießen (Hessen), Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg), Lünen (Nordrhein-Westfalen) oder Flensburg (Schleswig-Holstein).
Einsatzzahlen für die einzelnen Küsten
Die Einsatzzahlen verteilen sich auf die einzelnen Küsten wie folgt (Vorjahreszahlen in Klammern):
Niedersächsische Nordseeküste Die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotrettungskreuzer und -boote haben bei 641 (600) Einsätzen 7 (2) Menschen aus Seenot gerettet und 77 (105) weitere aus Gefahrensituationen befreit.
Schleswig-Holsteinische Nordseeküste Die Stationen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste registrierten 241 (219) Einsätze. Die dortigen Mannschaften retteten 7 (3) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 34 (74) aus Gefahrensituationen.
Schleswig-Holsteinische Ostseeküste An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins waren die Seenotretter 700 (663) Mal im Einsatz. Sie retteten 22 (28) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 180 (285) aus Gefahrensituationen.
Mecklenburg-Vorpommersche Ostseeküste In Mecklenburg-Vorpommern waren die Seenotretter zu 474 (537) Einsatzfahrten unterwegs. Sie retteten 22 (23) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 141 (157) aus Gefahrensituationen.
Aus der Rettungsflotte
2017 sind sechs neue Rettungseinheiten in Dienst gestellt worden:
der 28 Meter lange Seenotrettungskreuzer ANNELIESE KRAMER mit Tochterboot MATHIAS für die Station Cuxhaven, der 20 Meter lange Seenotrettungskreuzer BERTHOLD BEITZ mit Arbeitsboot ELSE für die Station Greifswalder Oie sowie die vier 10,1 Meter langen Seenotrettungsboote HANS DITTMER, SECRETARIUS, NIMANOA und SRB 68 für die Freiwilligen-Stationen Juist, Langeoog, Damp und Wangerooge. SRB 68 ist derzeit noch ungetauft, es erhält seinen Namen im Februar.
2018 werden ein weiterer 20-Meter-Seenotrettungskreuzer mit Arbeitsboot für die Schleimündung und drei weitere 10,1-Meter-Seenotrettungsboote für Timmendorf/Poel, Gelting und die Ausbildungsstation Neustadt i. H. abgeliefert. Drei weitere Seenotrettungsboote sind im Bau beziehungsweise beauftragt. Aufträge für weitere Neubauten will die DGzRS in diesem Jahr erteilen.
Mit der Modernisierung der Rettungsflotte sind Traditionsnamen verschwunden und umfangreiche Umstationierungen verbunden. Außer Dienst gestellt wurden unter anderem die bekannten Seenotrettungskreuzer HERMANN HELMS und VORMANN STEFFENS nach rund 32 beziehungsweise fast 29 Einsatzjahren.
Die Station Norderney hat die bisher auf der Greifswalder Oie stationierte EUGEN erhalten. Die BERNHARD GRUBEN wiederum wurde von Norderney nach Hooksiel verlegt, um die VORMANN STEFFENS zu ersetzen. Die bisher auf Langeoog stationierte CASPER OTTEN wiederum ist nun in Lauterbach/Rügen stationiert. Die aus der Rettungsflotte ausgeschiedenen Einheiten wurden verkauft beziehungsweise ins Ausland abgegeben.
Zusammen mit einer finnischen Spezialwerft hat die DGzRS erstmals ein Vollkunststoffboot als eigenständige Einheit für Freiwilligen-Stationen entwickelt. Das 8,9 Meter lange, drei Meter breite Boot ist robust, einfach zu handhaben und leicht instand zu halten. Manövrierfähigkeit, Schleppverhalten und Stabilität des bis zu 40 Knoten (rund 75 km/h) schnellen Bootes sind außerordentlich gut, Sog und Wellenschlag gering. Der Kenterversuch im Dezember 2017 war erfolgreich.
2018 werden die Seenotretter den Prototyp intensiv erproben. Er soll im Laufe des Jahres die WUPPERTAL in Maasholm ersetzen. Mittelfristig ist denkbar, weitere dieser Einheiten auf einzelnen Stationen einsetzen, auf denen die Vorteile dieses Typs zur Geltung kommen.
Unter Seenotrettern: „Bootschafter“ Till Demtrøder (M.) zwischen den Rettungsmännern Dominik Holtmeier (l.) und Sven Wittko. Gleich brechen sie mit dem Seenotrettungskreuzer HERMANN MARWEDE zu einer Kontroll- und Übungsfahrt auf.
Zuerst gibt es (relativ) trockene Zahlen, später kaltes Nordseewasser.
Im Wasser: Schauspieler Till Demtrøder mimt einen Schiffbrüchigen. Mit dem Tochterboot VERENA holen die Seenotretter ihren neuen „Bootschafter“ wieder aus der kalten Nordsee.
#629 RE: Aus der Arbeit der SEENOTRETTER - bitte nicht drauf antworten
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17.01.2018 Sassnitzer Seenotretter befreien Segler aus misslicher Lage
Auf ihren Wintertörn von Greifswald nach Gedser hatten sich die vier Segler sehr gut vorbereitet. Doch trotz akribischer Planung sind sie in ihrem dänischen Zielhafen nicht angekommen. Ein Maschinen- und Ruderschaden nördlich der Insel Rügen machte ihnen am Mittwoch, 17. Januar 2018, einen Strich durch ihre Segelreise. In den frühen Morgenstunden mussten sie die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) alarmieren. Die Besatzung des Seenotrettungskreuzers HARRO KOEBKE schleppte Yacht und Crew sicher in den Hafen von Sassnitz.
Die Seenotretter der HARRO KOEBKE wollten sich gerade an den Frühstückstisch setzen, als die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS sie gegen 6.30 Uhr alarmierte: Der Skipper der rund dreizehn Meter langen Segelyacht „Teen Spirit“ hatte auf dem internationalen Anruf- und Notrufkanal 16 Ruderschaden und Maschinenausfall gemeldet. Acht Seemeilen (rund 15 Kilometer) nördlich des Kaps Arkona trieb die vierköpfige Crew mit ihrer manövrierunfähigen Yacht auf der Ostsee: bei zwei bis drei Grad Lufttemperatur, Schneeschauern und mäßigem bis frischem Westwind eine sehr ungemütliche und vor allem ausweglose Situation.
Die Seenotretter verloren keine Minute und liefen mit dem Seenotrettungskreuzer unter Höchstgeschwindigkeit von 25 Knoten (rund 46 Stundenkilometer) zur Segelyacht. Vor Ort stellten sie routiniert eine Leinenverbindung zum Havaristen her. Anschließend schleppten sie die „Teen Spirit“ mit der HARRO KOEBKE nach Sassnitz. Kurz vor der Hafeneinfahrt setzten die Seenotretter das Tochterboot NOTARIUS aus und nahmen die Segelyacht längsseits, um sie besser in den Hafen und an einen Liegeplatz bugsieren zu können.
Gegen 11.30 Uhr war die HARRO KOEBKE wieder „klar P 3“ – einsatzbereit auf Station.
#630 RE: Aus der Arbeit der SEENOTRETTER - bitte nicht drauf antworten
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23.01.2018 Seenotretter für erkrankten Seemann im Einsatz
Medizinischer Notfall auf der Ostsee: Die Seenotretter aus Warnemünde sind am Dienstag, 23. Januar 2018, einem Seemann einer Ostseefähre zu Hilfe gekommen. Der 28-jährige Norweger war in den frühen Morgenstunden plötzlich erkrankt. Der Seenotrettungskreuzer ARKONA der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) übernahm den Mann von der Fähre und brachte ihn sicher nach Warnemünde.
Auf dem Passagierschiff „Finnpartner“ (Flagge: Schweden) klagte ein Seemann plötzlich über starke Schmerzen in der Brust. Der 28-jährige Norweger benötigte umgehend ärztliche Hilfe. Der Kapitän informierte gegen 3.30 Uhr die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS über den medizinischen Notfall. Da Rettungshubschrauber aufgrund des diesigen Wetters nicht starten konnten, alarmierten die Wachleiter die Besatzung der ARKONA. Mit Notarzt und Rettungsassistenten an Bord nahmen die Seenotretter bereits kurze Zeit später Kurs auf die Fähre. Diese war auf dem Weg von Travemünde nach Malmö und lief dem Seenotrettungskreuzer entgegen.
Etwa vier Seemeilen (rund sieben Kilometer) nordwestlich von Kühlungsborn kam es zum Rendezvous. Beide Schiffe stoppten auf, und die 27,5 Meter lange ARKONA ging bei der 183 Meter langen „Finnpartner“ auf der windabgewandten Seite längsseits. Notarzt, Rettungsassistent und zwei Seenotretter stiegen bei südlichem Wind der Stärke 3 (bis zu 19 km/h) und ruhiger See durch die Lotsenluke auf das Passagierschiff über. Dort stabilisierten sie zunächst den Patienten, bevor sie ihn an Bord des Seenotrettungskreuzers brachten. Auf der ARKONA kümmerte sich der Notarzt weiter um den Norweger. In Warnemünde übernahm dann der Landrettungsdienst die weitere Versorgung. Die Fähre hatte unterdessen ihre Fahrt in Richtung Malmö fortgesetzt.